Rückblick auf die Berliner Familienmeisterschaft
Kaum hat man sich um andere wichtigere(?) Dinge gekümmert, schon sind wieder viele Tage ins Land gezogen, ohne das eine Veranstaltung eine abschließende Wertung erhalten hat. Auf Halde sammelte sich neben vieler unerledigter Mails bei mir so einiges an: Verbandstag Ende März, NDBMM Ende März (beim DSB verspätet), Blindsimultan Marc Lang (18.4.) – alles noch ohne (multimediale) Aufarbeitung beim BSV. Ach ja, und dann noch die Familienmeisterschaft am Tag nach Marc Lang. Der widme ich mich aber jetzt. Wenn auch vielleicht etwas kurz. Die Auswertung der Bilder nimmt den anderen Teil der Arbeit ein.
Wer ist eigentlich auf die Idee mit diesen Familienmeisterschaften gekommen? Waren es die Dresdner, die schon seit einer gefühlten Ewigkeit mit inoffiziellen Deutschen(!) Meisterschaften begannen? Jedenfalls griff der Deutsche Schachbund die Idee irgendwann auf und seitdem gibt es nun wirklich offizielle Deutsche Meisterschaften. Auch in Berlin greift das Familienfieber immer weiter um sich.
Die Familie war bei den meisten heutigen Vereinsspielern die Keimzelle für die Begeisterung für Schach. Was lag also näher als irgendwann an diesen Anfang zu erinnern und die einstigen oder jetzigen Lehrmeister mit den einstigen oder jetzigen Schülern zusammenzubringen.
Auch wenn ich selbst von einem Familienmitglied (Vater) Schach erlernte, nahm ich diese Familienturniere anfangs nie so richtig ernst. Breiten- und Freizeitsport eben.
Seit ein paar Jahren hat sich dies geändert.
Vor zwei Jahren versuchte ich meine Schwester für eine Teilnahme zu überreden. Sie sagte anfangs nicht richtig zu, aber später richtig ab. Die anfängliche Zusage kam wohl auch nur zustande, weil ich immerhin ihr lieber Bruder bin. Dabei hat sie in Wirklichkeit gar kein Interesse für Schach und beherrscht die Regeln wohl auch kaum noch, die ich ihr in den 1970er Jahren beigebracht habe. Damals ließ sie die Schachschule bereits widerwillig über sich ergehen. Aber ich brauchte zuhause auch mal einen Spielpartner, da mein Vater bereits nicht mehr bei uns wohnte. Ich durfte sogar ein Match gegen meine Schwester spielen. Als es 13:0 für mich stand, schnappte sie sich hocherfreut das Buch, das ich als Preis auslobte, wenn sie länger als 20 oder 30 Züge durchhält.
Dieses Jahr wandte ich mich an den inzwischen 29-jährigen Sohn meiner Schwester, ob er denn kein Interesse hätte, mit mir gemeinsam in einer Mannschaft Schach zu spielen. Meine Versuche vor rund zwanzig Jahren ihm unser schönes Spiel beizubringen, waren etwas erfolgreicher. Auch wenn er von wirklichem Verständnis für das Schachspiel noch sehr weit entfernt ist. Zumindest hat er eine App auf seinem Smartphone installiert, gegen die er nach der Familienmeisterschaft sogar gewann. Auf der niedrigsten Stufe.
Damit habe ich auch schon verrraten. Mein Neffe hat zugesagt!
Und ich durfte endlich einmal selbst die Familienmeisterschaft mitspielen!
Große Erwartungen hatte ich nicht in Daniel. Fünf Runden waren zu spielen. Mein Plan war, möglichst alle Partien zu gewinnen. Und der andere Plan war, daß Daniel vielleicht wenigstens ein Remis schafft. Beide Pläne gingen nicht auf. Was wohl daran lag, daß ich beide Partien gleichzeitig mitschrieb und später auch mal eine Punkteteilung in der Hoffnung einstreute, wir würden eine günstige Auslosung bekommen. Bekamen wir auch in Runde vier: Gegen Spielfrei siegten wir 2:0!
Der kampflose Sieg katapultierte uns in der Tabelle nach oben und wir bekamen die Kribbens als Gegner. Vater Matthias hatte mir vor Turnierbeginn noch versprochen, daß seine Tochter Laura noch viel einstellen würde. Nur dran gehalten hat sie sich dann nicht. Daniel hielt dem Angriffswirbel der 11-Jährigen nicht stand, und nach seiner Aufgabe nahm Matthias mein viele Minuten zuvor geäußertes Remisangebot an.
Eine weitere kleine Episode gab es bei unserem ½:1½ in Runde drei gegen die Mannschaft Z1, Z2, Z3 oder Z-Irgendwas. Als ich bei der Notation von Daniel’s Partie nicht hinterherkam, half mir mein Gegner das Formular zu vervollständigen.
Zu erwähnen wäre auch noch Runde 1 gegen Familie Schmidek (Teamname: “Sonntagsschacher”). Da setzte ich mich wie selbstverständlich dem kleinen Emil gegenüber, worauf von meinem schmächtigen Neffen die Eingabe kam, daß ich doch wohl eher gegen Vater Johann spielen müsse. So richtig einverstanden war er mit meiner Erklärung nicht. Letztendlich war es egal, denn auch der deutlich schwächere Vater Johann war für Daniel viele Nummern zu groß.
Das ich nicht Letzter mit meinem Neffen wurde, freut mich. Platz 28 wurmt mich dagegen etwas. Aber was kann ich denn dafür das sage und schreibe 31 Mannschaften an der Meisterschaft 2015 teilnahmen! Wahrscheinlich ein neuer Rekord.
Bei nur fünf Runden wurde es vorn an der Spitze richtig eng. Vor der letzten Runde hatten acht Mannschaften sechs Punkte. Drei davon gewann ihre letzten Wettkämpfe und machten Platz eins bis drei unter sich aus:
- Fam. Mack-Kather (Yannick Kather, Willy Mack-Kather)
- Fam. Reiche (Henry Reiche, Andreas Reiche)
- Wall of Petrosjan (Jan-Daniel Wierzbicki, Jirawat Wierzbicki)
Dahinter kamen “Die Schnäbel” (Dreierteam aus Ralf Schnabel plus die Kinder Luise und Bennett) und die Familienmeister 2014 “Auf zur Titelverteidigung” (Jan und Anita Neldner) ein.
Alle Ergebnisse sind hier zu finden.
Ein Extralob noch einmal an alle Macher der Meisterschaft, wie Olaf Sill und Andreas Rehfeldt, aber auch an Hendrik Madeja, der uns die Räume seines Vereins zur Verfügung stellte und für das leibliche Wohl sorgte.
Einen weiteren Rückblick aus ganz persönlicher Sicht plane ich auf meinem Blog, u.a. mit der Auswertung der vier Partien meines Neffen. Aber ob sich das realisieren läßt, wenn man ständig einen immer größer werdenden Berg Arbeit vor sich herschiebt?!
Frank Hoppe