Volles Rathaus in Pankow
Mit den großen deutschen Turnieren zur Jahreswende wie in Böblingen, Erfurt oder Hamburg kann das Winter-Open des Schachclub Zugzwang noch nicht mithalten. Dazu sind ein Großmeister und zwei Internationale Meister zu wenig.
Quantitativ stößt das Winter-Open im Rathaus Pankow aber bereits an seine Grenzen. 165 Spieler verteilen sich über den bekannten großen Saal, der sich über drei Räume erstreckt und einen kleinen Raum für die hinteren Bretter. Eine Etage höher wurde ein weiterer Raum zur Analysestube mit angeschlossenem Imbiß umfunktioniert. Hier macht René Schildt seinen Dienst, indem er unter anderem die belegten Brötchen von seinem Vereinschef Hendrik Madeja unter die Leute bringt.
Das Rathaus steht unweit des alten Dorfkerns von Pankow mit der mittelalterlichen Kirche. 1901 wurde der Grundstein gelegt. Rund zwei Jahre und 396.000 Mark (heute etwa 2,05 Millionen Euro) später wurde das Gebäude im Beisein von deutschen und Berliner Politikern und Prominenten eingeweiht.
2001 sorgte das Rathaus mit seinem von einem riesigen Betonklotz ausgefüllten “wiedergefundenen” Raum für Aufregung. Der Quader, der im Zweiten Weltkrieg als Trümmerschutz diente, wurde vom THW abgetragen und der Raum dient heute dem Bürgeramt.
Aber genug der Geschichten, zumal ich die Leser bereits 2011 mit dem Betonklotz bei meinem damaligen Turnierbericht langweilte.
Jakob Meister vom Zweitligisten SK Zehlendorf ist der einzige Großmeister und die Nummer eins im Teilnehmerfeld. Während ich diesen Bericht schreibe, läuft die vierte Runde und Meister steht mit drei Punkten an der Tabellenspitze. Mit ihm zusammen drängen sich noch sieben weitere Spieler an der 100-Prozent-Marke. Die beiden Internationalen Meister Ulf von Herman und Ralf Schöne sind allerdings nicht darunter. Sie gaben heute vormittag die ersten halben Punkte ab und haben erst einmal die Verfolgerrolle eingenommen.
Morgen geht es mit den Runden 5 und 6 weiter, bevor am Dienstag gegen 14.30 Uhr mit der Siegerehrung nach der siebten Runde das Turnier zu Ende geht. Zuschauer sind gern gesehen, auch wenn man für die ungeraden Runden früh aufstehen muß. Bereits um 9 Uhr geht es los. Berliner sind diese Uhrzeit ja von der Mannschaftsmeisterschaft gewohnt. Auswärtige Teilnehmer tun sich damit schwerer, wie mir der Hamburger Andreas Kohtz heute morgen verriet, als ich ihn an der Straßenbahnhaltestelle traf. Zugzwang’s Mann am Imbiß, René Schildt, hat für den Frühstart aber ein gewichtiges Argument. Die Schachspieler müssen bis 20 Uhr das Rathaus geräumt haben. Und am Dienstag wird Bezirksbürgermeister und Turnierschirmherr Matthias Köhne der Amtssitz sogar ein paar Stunden eher übergeben.
Frank Hoppe