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1. Hans-Christian Ströbele Gedenkturnier für Senioren beendet

FM Christian Syré vor FM Jürgen Brustkern und Thomas Glatthor

 

Im Rahmen der 48. Berliner Senioren-Woche richtete das Bezirksamt Schöneberg-Tempelhof in den Räumen der Seniorenfreizeitstätte „Am Mühlenberg“ das erste Hans-Christian Ströbele Gedenkturnier für Senioren aus.

Der Spitzen-Politiker (Bündnis 90/Die Grünen) war Ende August mit 83 Jahren verstorben. Die Idee, ein Turnier zu Ehren des Amateur-Schachspielers Ströbele auszutragen, war dem Schöneberger Bürgermeister Jörn Oltmann eine Herzensangelegenheit.

 

 

Hans-Christian Ströbele (1939 – 2022)



Paul Meyer-Duncker, Berlins Schachpräsident, beschrieb in seinem Grußwort Hans-Christian Ströbele

als eine außergewöhnliche Persönlichkeit der deutschen Politik. Er galt als ´grünes Gewissen´ und auch wenn er politisch nicht nur Freunde hatte, so stand auch für seine größten politischen Gegner sein hohes Maß an Integrität außer Frage. Seine Geradlinigkeit war bewundernswert.

Hans-Christian Ströbele war auch ein begeisterter Schachliebhaber, sei es beim Simultanspiel (Remis gegen Ex-Weltmeister Anatoli Karpow), als Teilnehmer am Berliner Politiker-Schachturnier und schließlich durch Übernahme der Schirmherrschaft für das Turnier.“

 

In dem Nachruf von André Schulz auf chessbase.com heißt es:

“Entgegen seiner Profession als Anwalt fühlte sich Hans-Christian Ströbele am Schachbrett nicht der Verteidigung verpflichtet, sondern setzte auf Angriff und Konfrontation”, was Meyer-Duncker “als gar nicht widersprüchlich“, empfand, „sondern im höchsten Maße passend“.

Schließlich war es Hans-Christian Ströbele, der als Anwalt auch die ´Konfliktverteidigung´ maßgeblich prägte, eine aggressive Verteidigungsform unter Nutzung aller Möglichkeiten der Strafprozessordnung. Und genauso spielte er Schach. Egal ob neben oder auf dem Brett, eine Auseinandersetzung mit Hans-Christian Ströbele forderte stets die gesamte Aufmerksamkeit und Schärfe des Geistes seines Gegenüber ein.“

 

Zum Turnierverlauf:

 

Wie fast alle Turniere, die zum ersten Mal ausgetragen werden, litt das Gedenkturnier unter den typischen „Kinderkrankheiten“. Plötzliche Termine und durch Corona bedingte Infektionen führten leider zu kurzfristigen Absagen.

Die Qualität des kleinen, aber feinen Teilnehmerfelds, konnte sich jedoch sehen lassen.

Drei FIDE-Meister, darunter der amtierende Berliner Schnellschachmeister Jürgen Brustkern und zwei > DWZ-2150-Spieler, versprachen einen interessanten Turnierlauf.

Schon die erste Runde brachte die Vorendscheidung! Der Senioren-Referent, FM Christian Syré, bestrafte die zu optimistische Eröffnungsbehandlung Brustkerns und erledigte die ungeschützte weiße Majestät im Mattangriff.

Dass es noch einmal spannend wurde, dafür sorgte ausgerechnet der DWZ – Schwächste im Feld! In einer verwickelten Stellung setzte Karl Heinz Gaul (SC Schwarz-Weiß Lichtenrade) den Neu – SC Kreuzberger in einer „Zeitnotschlacht“ erheblich unter Druck und gewann gegen seinen perplexen Gegner wegen Zeitüberschreitung!

Da Brustkern sich von seiner Startniederlage gut erholte und alle weiteren Partien – so auch Syré – gewann, führte das FM-Duo nach der letzten Runde mit 6 Punkten.

Die Entscheidung, wer den schönen Wander-Pokal mit nach Hause nehmen kann, fiel anhand der Buchholzwertung. Diese sprach aufgrund des direkten Vergleichs deutlich für den Berliner Senioren-Referenten.

Thomas Glatthor (SK CAISSA Hermsdorf-Frohnau) spielte ein starkes Turnier und wurde mit dem Bronzeplatz belohnt.

Das Turnier fand in einer kämpferischen (nur eine Punkteteilung!) und sehr fairen Atmosphäre statt.

Zum Schluss möchte ich gerne den Berliner Schach-Präsidenten zitieren, der seine Hoffnung ausdrückt,

“… dass aus dem heutigen Tag und der erstmaligen Ausrichtung eine schöne, würdevolle Tradition wird.”

Dem kann sich der Autor nur anschließen!

 

Endstand nach 7 Runden:

1.-2. FM Christian Syré      6,0 P., 20,5 Buchholz

        FM Jürgen Brustkern 6,0 P., 18,5 Buchholz

3.     Thomas Glatthor        4,5 P.

4.     Matthias Ahlberg        4,0 P.

5.     FM Michael Schulz     3,0 P.

6.     Thomas Frübing         2,5 P.

7.-8. Karl-Heinz Gaul         1,0 P.

        Hellmut Klevenow      1,0 P.

 

Text: Jürgen Brustkern

 

Foto: Dr. Hans-Joachim Schneider

von links: FM Jürgen Brustkern, FM Christian Syré, Thomas Glatthor