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Zwei-Mann-Show bei der Berlin Chess Night

Wirklich Mühe gegeben hatte sich der Schachklub Tempelhof mit seiner sogenannten Berlin Chess Night am 30. August. T-Shirts bedruckt, Flyer gedruckt, Erinnerungsplaketten produziert und mit dem Bürogebäude in der Lützowstraße 106 einen schönen Veranstaltungsort gefunden, aus dessen 10. Etage man einen wunderbaren Blick über die Stadt hat. Aber trotz wochenlanger Werbung beim Berliner Schachverband fanden am Ende nur 20 Spieler den Weg unter das Dach des Hauses in Mitte. Vielleicht lag es am Wörtchen “Night”, denn wer schlägt sich schon gern die Nacht mit Schach um die Ohren. Oder es lag am Wörtchen “Tandemschach”, daß bei den meisten Schachspielern immer noch ein anrüchiges Image hat. Das hat doch nichts mit Schach zu tun, ist wohl das häufigste Argument.

So gesehen ist es aber schon ein großer Erfolg, daß über den Wolken von Berlin, dann doch kaum ein Profispieler zu sehen war und sich in der Mehrzahl Amateure zusammenfanden. Wenn man einmal von den Turniersiegern und Tandemschachguru Daniel Denes absieht. Doch selbst die späteren Sieger sind in Deutschland zwar eines der besten Teams, aber im Gegensatz zu den richtigen Meistern dieser extravaganten Schachvariante dann doch wieder nichts als Anfänger.

Aufgebaut hatten die Tempelhofer um Reno Brosius (verantwortlich für die Location) und Carsten Staats (verantwortlich für die Turnierleitung) für doppelt so viele Mannschaften, wie dann letztendlich kamen. Man kann ja nie wissen, wer da so auftaucht und sich nicht zuvor unverbindlich angemeldet hat.

Einer der dann unangemeldet auftauchte, war ich. Allerdings nicht um mitzuspielen, sondern nur weil mich Carsten Schmidt überredet hatte, für ein paar Fotos und einen späteren Bericht noch vorbeizukommen. “Ist ja um die Ecke” waren seine Worte sinngemäß, als er die 111-Jahre-Schachfreunde-Berlin-Veranstaltung verließ. Meine Tagesplanung war eh’ über den Haufen geworfen. Eigentlich wollte ich nach meiner Frühschicht an dem Sonnabend meinen Feierabend gemütlich zuhause verbringen. Doch erst kam das SFB-Jubiläum dazwischen und dann auch noch die Berlin Chess Night.

Weit war es ja wirklich nicht vom Spiellokal der Schachfreunde. Vor zur Potsdamer und ein paar Querstraßen weiter rechts in die Lützowstraße. Am Haupteingang der Nummer 106 hing ein Zettel “Tandemschach 10. Etage im Büroturm, Fahrstuhl benutzen” oder so ähnlich. Ich schaute nach oben, aber das Gebäude an der Straßenfront sah nach weniger als zehn Etagen aus. Vielleicht sollte ich den beiden Typen hinterhergehen, die eine Minute zuvor von der Straße einen Aufsteller zurück aufs Gelände trugen?! Im Hof, mich suchend nach einem größeren Gebäudeteil umschauend, rief jemand von oben, der Fahrstuhl sei kaputt, ich solle die Treppe nehmen. Es hörte sich an wie Reinhard Müller, bloß erkennen konnte ich ihn nicht. Meine Augen waren halt schon immer schlecht und eigentlich bin ich ja Brillenträger.

Die Treppe mußte ich dann doch nicht nehmen. Die Fahrstühle funktionierten. Es war zum Glück nur ein übler Scherz, den sich der Kollege da hoch oben in den Wolken mit mir erlaubt hatte.

Oben angekommen platzte ich erstmal mitten in einen Rundgang durch die Büroräume. BSV-Präsident Carsten Schmidt, Frauenreferentin Elisa Silz und Suza Cramer und Daniel Denes von den Berliner Bughousefreunden (Bughouse heißt Tandemschach international) ließen sich von Reno Brosius die Etage zeigen. Vielleicht hat der Berliner Schachverband und Tandemschach die Möglichkeit hier einige Veranstaltungen durchzuführen, wie z.B. Seminare oder das Internationale Tandemschach-Open. Auf jeden Fall hat man von hier oben einen wunderschönen Blick über Berlin in mindestens drei Richtungen.

Doch nun zum Schachlichen. Für die mehrfachen(?) inoffiziellen Deutschen Meister André Sonder und Bernd Bötzel war das Turnier wahrscheinlich nur ein etwas besseres Training. Aber vielleicht haben sie ja angesichts der “Gegenwehr” der “Konkurrenz” auch ihren Stil restlos versaut. Jedenfalls wurden sie nur in der letzten Partie des Tages mal so etwas wie gefordert. Aber auch das nur von einem der beiden Spielpartner. Tandemschachprofi Daniel Denes hätte sein Nebenbrett wahrscheinlich auch unbesetzt lassen können. Sven Horn gehorchte mehr den Anweisungen seines Nebenmannes, als das er eigene Züge machte. Jedenfalls kam es in der 36. Partie von Bärli Architect und nach insgesamt 35 Siegen(!) zu einer Art Zugzwang und einem Zeitvorteil bei Daniel Denes. Das reichte zur Aufgabe und zur Sensation des Tages.

Nachfolgend noch einige Bilder vom Turnier. Alle Bilder und Videos könnt ihr im Original auch aus meiner Dropbox herunterladen. Die Links werden aber nur wenige Wochen gültig sein.

Bilder | Videos
Turnier beim SK Tempelhof