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René Stern wird Großmeister und gewinnt den Lichtenberger Sommer

Sieger des 13. Lichtenberger Sommers wurde am Sonntag René Stern. Der frischgebackene Großmeister vom SK König Tegel erzielte 7,5 Punkte aus neun Partien und verwies drei punktgleiche Spieler dank besserer Feinwertung auf die nächsten Plätze.

Zweiter wurde Arik Braun (SC Eppingen), der sich in der Schlussrunde von Stern remis trennte. Die Ränge 3 und 4 belegten Ruslan Kurajan (Ukraine) und Christoph Schild (SK Freiburg Zährigen).

Mit vier Großmeistern, sechs Internationalen Meistern und elf FIDE-Meistern war das beliebte Traditionsturnier wieder stark besetzt. Zu Beginn gingen 228 Schachfreunde an den Start. 218 von ihnen hielten alle neun Runden bis zum Ende durch. Eine nochmalige Überprüfung der Länderstatistik ergab, dass Teilnehmer aus 12 Nationalitäten mitgespielt haben.

Am Anfang des Turniers schmückten mit Arik Braun (SC Eppingen), Jakob Meister (SK Zehlendorf) und Sergej Kalinitschew (SC Kreuzberg) zunächst drei Großmeister die Startliste. Zu ihnen gesellte sich in der Turniermitte René Stern (SK König Tegel). Der stärkste in Berlin lebende deutsche Schachspieler bekam nun von der FIDE offiziell den längst fälligen „Doktorhut“ des Schachs verliehen. Das Audimax der HTW in Karlshorst applaudierte, als Hauptschiedsrichter Uwe Bade vor der fünften Runde die Nachricht von Renés Großmeistertitel verkündete.

Da der sechsmalige Sieger des Lichtenberger Sommers Robert Rabiega diesmal fehlte, war der Weg frei für einen neuen Gewinner. Zur Halbzeit lag aber keiner der favorisierten Großmeister vorn, sondern Ruslan Kurajan (Ukraine) und Ulf von Herman führten mit je fünf Punkten die Tabelle an. Am diesem Spieltag schlug der Internationale Meister von König Tegel den Mitfavoriten Arik Braun in einer feinen Partie.

von Herman – Braun
Englisch A32

1.d4 Sf6 2.Sf3 e6 3.c4 c5 4.g3 cxd4 5.Sxd4 Dc7 6.Sc3 a6 7.Lg5 Lb4 8.Lxf6 gxf6 9.Tc1 Dxc4 10.a3 Sc6 11.Sf5 Dg4 12.Se3 Lxc3+ 13.Txc3 Dg5 14.h4 Dg7 15.Dd6 Df8 16.Df4 De7 17.Lg2 h5 18.Sc4 Dd8 19.Sd6+ Kf8 20.0-0 Kg7 21.Td1 Db6 22.b4 Se5 23.Tc5 Sg6 24.Dd2 Se7 25.Tdc1 Tb8 26.Lf3 Dd8 27.Lxh5 b6

Eine Runde nach seinem Sieg über den früheren Juniorenweltmeister Arik Braun wurde Ulf von Herman zum tragischen Helden. In der Spitzenpartie gegen den starken Ukrainer Ruslan Kurajan hatte er sich eine Gewinnstellung erarbeitet, dann aber nach eigenen Worten einen Blackout, der ihn den ganzen Punkt kostete. Dadurch setzte sich Kurajan mit 6 aus 6 allein an die Spitze. Würde der 21-jährige Internationale Meister für eine Überraschung sorgen? In Runde 7 trennte sich Ruslan Kurajan von René Stern remis und blieb mit 6,5 Punkten weiter in Führung. Dahinter folgten fünf Spieler mit je 6,0 Punkten.

Dr. Klaus Kapr vom SC Friesen Lichtenberg sprach nach der siebenten Runde mit dem jungen Mann, der seit seinem fünften Lebensjahr Schach spielt. Ruslan Kurajan sagte u.a.: „Seit anderthalb Jahren bin ich Internationaler Meister und betreibe Schach professionell. Der Lichtenberger Sommer ist ein starkes Turnier mit vielen Menschen. Meine Gegner sind die Titelträger. Das Turnier würde ich gern gewinnen.
In der Ukraine gibt es sehr viele gute Schachspieler. Aber es mangelt an Turnieren. Der Lichtenberger Sommer ist eine schöne Veranstaltung. Wenn es möglich ist, komme ich wieder.

In Runde 8 aber fand auch Kurajan seinen Meister. Er verlor an Brett 1 gegen FIDE-Meister Christoph Schild (SK Freiburg Zährigen). Mit 7,0 Punkten führten jetzt Stern, Braun und Schild vor drei Spielern mit 6,5 Punkten. Alle Partien im „Oberhaus“ waren spannend und ausgekämpft.

Viel deutete jetzt auf ein Fotofinish am neunten Spieltag hin. Am ersten Brett gab es kurz nach zehn Uhr ein Kuriosum: Wir erlebten die kürzeste Partie, die je beim Lichtenberger Sommer gespielt wurde. René Stern hatte Weiß gegen Arik Braun, und nach 1,5 Zügen war alles vorbei. Die beiden Großmeister schlossen Frieden ohne jeglichen Kampf und vertrauten auf die Feinwertung. Auch Christoph Schild sicherte kurz darauf mit einem Remis gegen IM Drazen Muse seinen Platz im Spitzenquartett ab. Die Feinwertung ergab dann diesen Einlauf: 1. Stern, 2. Braun, 3. Kurajan, 4. Schild. Auf den nächsten Rängen folgten Jakob Meister (SK Zehlendorf) und IM Emilio Moreno (Spanien) und weitere Spieler mit je 7,0 Punkten.

In diesem Jahr wurde mit besonders viel Engagement und vollem Einsatz gespielt. Neun Tage lang kämpften sich die über 230 Teilnehmer, Organisatoren und Schiedsrichter durch die große Hauptstadt zur schönen Spielstätte in Karlshorst. Olaf Bandsom (SC Friesen Lichtenberg) berichtete, dass er vor der sechsten Runde in Tempelhof ewig auf seine S-Bahn (Linie S42) warten musste. Als zwei Züge ausfielen, wurde es eng. Kurzerhand nahmen Olaf und Großmeister Jakob Meister, der ebenfalls an der Station stand, gemeinsam ein Taxi und berappten 28 Euro, um noch pünktlich zum Spielbeginn im Audimax der HFTW zu sein. Das ist echter Sportsgeist!

Was wäre so ein Riesenturnier ohne ein engagiertes Organisationsteam. Unser Dank gilt deshalb erneut dem Veranstalter SC Friesen Lichtenberg. Die Männer um Turnierleiter Marko Schmidt und Org.-Chef Peter Weiß haben auch in diesem Jahr wieder ganze Arbeit geleistet. Dank der fairen Einstellung aller Teilnehmer mussten die Schiedsrichter Uwe Bade, Lothar Oettel und Stefan Krüger keine Streitfälle schlichten. Und nicht zu vergessen die „Serviceleute“ der Friesen. Georg Billing, Stefan Lüdtge, Ralf Rennoch, Volker Schulz und Uwe Sabrowski gaben in fleißiger Tag- und Nachtarbeit zeitnah alle 1.009 Partien des Turniers ein. Chapeau!

Turnierseite des SC Friesen Lichtenberg