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Bericht vom Verbandstag 2017

Mit Spannung erwartet, insbesondere hinsichtlich der Abstimmungen zu zwei Anträgen, begann am vergangenen Montag gegen viertel Sieben, leicht verspätet, der Verbandstag des Berliner Schachverbandes. Nach rund 3½ Stunden war er dann auch schon wieder vorbei. Zu lange für den Mann vom Landessportbund (LSB) mit dem Schlüssel – er hoffte auf 21 Uhr -, und zu kurz für manchen Delegierten der gern auch noch zu Wort gekommen wäre. Aber Versammlungsleiter Martin Hamann, eine Institution in dieser Position, machte ab kurz vor 21 Uhr unerbittlich Druck und beschränkte die Rednerliste auf nur noch zwei Einträge. Um 21.45 Uhr, wie im letzten Jahr, schloß er die Zusammenkunft.

Präsident Carsten Schmidt konnte bei der Eröffnung neben den Vereinsvertretern und anderen Gästen auch die beiden Ehrenpräsidenten Matthias Kribben und Gerhard Mietzelfeldt sowie den Geschäftsführer und Sportdirektor des Deutschen Schachbundes (DSB), Uwe Bönsch, begrüßen. Letzterer hatte es nicht weit von seiner Arbeitsstätte, liegt doch die DSB-Geschäftsstelle nur rund einen Luftkilometer von der LSB-Niederlassung entfernt.

Als Protokollführerin wurde Bettina Bensch vorgestellt, ebenso wie Martin Hamann als Versammlungsleiter. Danach erhob sich die Versammlung zu einer Schweigeminute für die in den letzten zwölf Monaten verstorbenen Berliner Schachfreunde. Schmidt las die Namen vor, u.a.

  • Stephan Pöcheim († 54)
  • Roman Sippel († 70)
  • Günter Ahlberg († 87)
  • Heinz Pacholleck († 86)
  • Siegfried Loitz († 79)
  • Stefan Bauer
  • Werner Reichenbach († 80)

Dieser Tagesordnungspunkt nahm über eine dreiviertel Stunde in Anspruch, was zum einen an den herausragenden Erfolgen Berliner Schachsportler als zum anderen an den Verdiensten der zu ehrenden Funktionäre und Macher lag.

Als Laudatoren lösten sich Jugendwart Olaf Sill und Präsident Carsten Schmidt ab. Zum Schluß kam noch Spielleiter Andreas Rehfeldt zu Wort. Er beglückwünschte den SC Weisse Dame zum Gewinn der Berliner Mannschaftsmeisterschaft. Deren Vorsitzender Thorsten Groß brauchte aber nicht nach vorn. Der Wanderpokal wird erst zu einem späteren Zeitpunkt übergeben. Zur Zeit steht er noch beim SV Empor bzw. Elisa Silz, bevor der neue Name eingraviert wird.

Alle Geehrten auf einen Blick:

  • Bao Anh Le Bui (SV Mattnetz), Deutscher Einzelmeister U10, Urkunde + Sachpreis
  • Nikolai Nitsche (SV Empor), Deutscher Einzelmeister U8, Urkunde + Sachpreis
  • Sergej Kalinitschew (SC Kreuzberg), Deutscher Einzelmeister (aller Klassen), Goldene Ehrennadel
  • Schachfreunde Nord-Ost: Paul Emil Gutewort, Artem Duduka, Felix Reichmann, Felix Beck – Deutscher Mannschaftsmeister U10, Urkunden + Sachpreise
  • Reinhard Baier (Vorsitzender BSG 1827 Eckbauer), Silberne Ehrennadel
  • Anita Neldner (Kinderschutzbeauftrage, ehem. Frauenschachreferentin), Silberne Ehrennadel

Ehrenpräsident Gerhard Mietzelfeldt bekam von Carsten Schmidt nachträglich Blumen zu seinem kürzlichen 80. Geburtstag.

Carsten Schmidt appellierte an die Teilnehmer in ihren Reihen oder ihren Vereinen nach einem Nachfolger für den inzwischen fast 81-jährigen Werner Koch zu finden. Koch wollte schon 2012 als Schatzmeister des Verbandes aus Altersgründen aufhören. Im Laufe der Zeit meldeten sich zwar auch Kandidaten, doch erfüllten diese alle nicht die hohen Anforderungen für diesen Posten. Auf dem Stammtisch am 22. März gab Schmidt bereits einen Ausblick in die Ära nach Werner Koch. Im Notfall müßten alle Präsidiumsmitglieder die Verwaltung der Finanzen unter sich aufteilen, sollte sich in diesem Jahr kein Kandidat finden. Demnächst ist eine hoffentlich öffentlichkeitswirksame Stellenausschreibung für dieses Ehrenamt geplant.

Weniger Personalprobleme gibt es bei denen, die dem Schatzmeister auf die Finger schauen. Die beiden Rechnungsprüfer Felix Nötzel und Hans-Dieter Ostwald kontrollierten am 3. Dezember 2016 und 4. März 2017 die Unterlagen des BSV und beanstandeten fast nichts. Sie bemängelten nur das erneute Minus von diesmal fast 5.000 Euro. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, ist der Verband in 2-3 Jahren pleite.

Ob nach der nun beschlossenen Beitragserhöhung (sh. unten) ab 2018 eine Trendwende eingesetzt hat, werden die neugewählten Rechnungsprüfer in einem Jahr sicherlich noch nicht feststellen können. Der bisherige Ersatzprüfer Cord Wischhöfer stellte sich erneut zur Wahl als Ersatzprüfer. Katja Sommaro kandidierte dagegen erstmals – und wurde Hauptrechnungsprüferin. Beide einstimmig.

Die Ehrenämter Öffentlichkeitsarbeit und Materialwart waren der ursprüngliche Punkt 6 der Tagesordnung. Seit dem 16. April 2016 gibt es hier zwei Kandidaten, die vom Präsidium zunächst kommissarisch eingesetzt wurden. Rico Schmidt (SG Weißensee) und Thomas Rehberg (TSV Mariendorf) sollten auf dem Verbandstag nunmehr richtig gewählt werden. Allerdings stellte sich nur Rehberg einer Wahl und vereinte alle Stimmen auf sich. Schmidt hatte nur wenige Monate später bereits nur noch wenig Zeit, um sich mit der Öffentlichkeitsarbeit beschäftigen zu können. Er erklärte trotzdem gegenüber dem Präsidium, trotz einer fehlenden offiziellen Kandidatur, weiterhin kommissarisch im Amt zu bleiben, sollte sich niemand finden. Und es fand sich natürlich niemand. Öffentlichkeitsarbeit ist ein schwer zu beackerndes Feld.

Die Präsentation von Jörg Schulz, Geschäftsführer der Deutschen Schachjugend (DSJ) und Vorsitzender der Schachfreunde Berlin, wurde in Abänderung der Tagesordnung vorgezogen. Schulz warb für die Bundesvereinskonferenz, die am letzten Aprilwochenende gemeinsam mit der zentralen Endrunde der Bundesligen in Berlin stattfinden wird. Thema der Bundesvereinskonferenz ist der Wissens- und Erfahrungsaustausch zwischen den Vereinen. “Wir wollen nicht theoretisch über das fachsimpeln, was eventuell Vereine alles tun sollen, tun können. Wir möchten, dass die Verbandsspitzen der Bundesebene mit den Vereinen ins Gespräch kommen und wir wollen in drei Workshopphasen diskutieren.” schreibt Schulz auf schachbund.de. Die Vorsitzende meines Vereins, Katja Sommaro, hat sogleich ihr Interesse bekundet, daran teilzunehmen. Und auch andere Vorsitzende und Funktionäre der Berliner Vereine sollten ihrem Beispiel folgen.

Für die zentrale Endrunde wird der BSV je Verein 1 Freikarte spendieren. Der Eintritt zum Spielsaal mit den über 70 Großmeistern wird nicht kostenlos sein. Eine Eintageskarte kostet 9, eine Zweitageskarte 15 Euro. Die Dreitageskarte gibt es für 20 Euro. Die Schachfreunde Berlin müssen mit dem Eintrittsgeld einen Großteil ihrer Kosten von 50.000 Euro abdecken. Nur eine Betrag von 20.000 Euro wird vom Senat gegenfinanziert.

Die Teilnahme an der Bundesvereinskonferenz ist kostenlos. Auch die Rahmenveranstaltungen, wie die Feierabendliga, kosten keinen Eintritt, da sie nicht parallel zur Bundesliga stattfinden.

Das Präsidium des Berliner Schachverband e.V. beantragt die Festsetzung der jährlichen Beiträge ab 2018 wie folgt:

  • Erwachsene: Gesamtjahresbeitrag 28,- € (bisher 24,- €)
  • Jugendliche bis 20 Jahre: Gesamtjahresbeitrag 14,- € (bisher 12,- €)
  • Kinder bis 10 Jahre: Gesamtjahresbeitrag 7,- € (bisher 6,- €)

Nach teilweise hitziger Diskussion, änderte Carsten Schmidt den Antrag erst auf 2,50 € Erhöhung/Jahr für Erwachsene, nach Intervention durch Martin Hamann (“2,50 schlecht durch 4 teilbar”), änderte er den Antrag auf 3 €:

  • Erwachsene: Gesamtjahresbeitrag 27,- € (bisher 24,- €)
  • Kinder und Jugendliche unverändert

Der geänderte Antrag wird mehrheitlich angenommen.

SC Weisse Dame: Der Verbandstag beauftragt den Spielausschuss, die Turnierordnung in §10 „Allgemeine Festlegungen“ zur Saison 2017/18 wie folgt zu ändern:
„Die Wettkämpfe der BMM beginnen sonntags im Regelfall um 10:00 Uhr. Auf Antrag des Heimvereins ist abweichend ein Spielbeginn um 09:00 Uhr möglich.“

Carsten Schmidt präsentiert das (Zwischen-)Ergebnis einer Onlineumfrage, an der sich 12 % aller Mitglieder beteiligt haben. Hier sprachen sich 61 % für einen BMM-Beginn um 10 Uhr aus, egal ob mit oder ohne Alternative 9 Uhr. Beim Diagramm zur Stimmenverteilung nach Tageszeit kam Gelächter auf. Deutlich war zu sehen, daß Frühaufsteher eher gegen 10 Uhr sind.

Auf die anschließende Abstimmung unter den Vereinsfunktionären hatte die Onlineumfrage keinen Einfluß:

  • 55 Stimmen für den Antrag
  • 92 Stimmen gegen den Antrag
  • Einige Enthaltungen

Damit wird es aller Voraussicht nach auch nächste Saison bei 9 Uhr bleiben.

Alles Weitere vom Verbandstag verrät mein Twitter-Protokoll.

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Frank Hoppe