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Ausstellung zum Jubiläum der Schachnovelle eröffnet

Zur Ausstellung „75 Jahre Schachnovelle“ – Bilder zum Jubiläum von Elke Rehder, die am vergangenen Freitag (24. November) in der Anna-Ditzen-Bibliothek in Neuenhagen bei Berlin eröffnet wurde, hatte sich der Veranstalter eine besondere Aktion einfallen lassen. Wie in dem auf der Webseite des Berliner Schachbundes veröffentlichten Beitrag zu lesen war wurde jene Partie gesucht, die Stefan Zweig skizzenhaft und unter Verfremdung ihres Ablaufs in seine Erzählung eingebaut hatte.

Dass allerdings nicht eine einzige der per E-Mail abgegebenen Antworten falsch gewesen ist, verwundert dann doch. Es war die 1922 im Turnier von Pistyan in Runde 15 gespielte Begegnung zwischen Alexander Aljechin und Jefim Bogoljubow. Der Autor fand sie in Savielly G. Tartakowers Die Hypermoderne Schachpartie – Ein Schachlehr- und Lesebuch, dessen 1925 im Verlag der Wiener Schachzeitung erschienene Ausgabe er in Rio de Janeiro gekauft hatte und an seinem Exilort in Petrópolis zum Nachspielen von insgesamt 150 „Meisterpartien“ aus den Jahren 1914-1925 benutzte. Das Buch befand sich übrigens in Zweigs Nachlass und gelangte von dort in die Stadtbibliothek von Petrópolis.

Der Schachhistoriker Egbert Meissenburg hat dieser Partie in seinem Beitrag „Stefan Zweig Schachspieler“ in der 2007 erschienenen Broschüre „65 Jahre Schachnovelle“ der Emanuel Lasker Gesellschaft eine längere Passage gewidmet (Seiten 20-21) und dabei die Originaltexte der Erzählung kommentierend eingebaut.

Damit ist jene Stellung erreicht, in der sich Dr. B. einmischt. Die Beratenden hatten vor, nun den c-Bauern in eine Dame zu verwandeln und ihr „Anführer“ war gerade dabei diesen Zug auszuführen, „als er sich jäh am Arm gepackt fühlte und jemand leise und heftig flüsterte; „Um Gottes willen! Nicht!“

Hinweis: Diesem entscheidenden Moment hat Elke Rehder eines ihrer neuen Bilder gewidmet, wobei die Künstlerin den Blick des Betrachter ganz bewusst auf den schwarzen c-Bauern lenkt …

Dr. B. analysierte: „Wenn Sie jetzt die Dame eine Dame machen, schlägt er sofort mit dem Läufer c1, Sie nehmen mit dem Springer zurück. Aber inzwischen geht er mit seinem Freibauern auf d7, bedroht Ihren Turm, und auch wenn sie mit dem Springer Schach sagen, verlieren Sie und sind nach neun bis zehn Zügen erledigt zunächst ausweichen mit dem König abrücken aus der gefährdeten Linie von g8 nach h7. ER wird wahrscheinlich den Angriff dann auf die andere Flanke hinüberwerfen. Aber das parieren Sie mit Tc8-c4; das kostet ihn zwei Tempi, einen Bauern und damit die Überlegenheit. Dann steht Freibauer gegen Freibauer, und wenn Sie sich richtig defensiv halten, kommen Sie auf ein Remis. Mehr ist nicht herauszuholen.“

38… Kh7 39.h4 Tc4 40.e5 Sxe5 41.Lb2 Tc8 42.Tc1 Sd7 43.Kf2 Kg6 44.Ke3 Tc6 45.Ld4 Sf6 46.Kd3 Txd6 47.Txc2 1/2-1/2

Anmerkung: Der kursive Kommentar entspricht dem Originaltext, zitiert aus der 63. Auflage der Schachnovelle, Fischer Taschenbuch Verlag, Dezember 2011

Das Turnier in Pistyan (7.-29. April 1922), das zum Gedenken an Julius Breyer (30. April 1893 – 9. November 1921) veranstaltet wurde, gewann Jefim Bogoljobow mit einem halben Vorsprung vor Alexander Aljechin und Rudolf Spielmann.

Und das sind die Gewinner der ausgelobten Preise, die unter Ausschluss des Rechtsweges ermittelt wurden:

  • Frank Helm: Eine Originalgrafik von Elke Rehder zur Schachnovelle geht
  • Michael Beuster: Zwei Karten für die Vorstellung im KLEINEN THEATER am Südwestkorso in Berlin am 5. Dezember 2017
  • Utz Lachmann, Werner Lerch, Dr. Detlef Blöck: je ein Exemplare der Schachnovelle aus dem Fischer Taschenbuch Verlag
  • Rudolf Angeli: Ein Exemplar des am 24. November 2017 erscheinenden SCHACHKALENDERS 2018 der Edition Marco

Bereits unmittelbar nach der Vernissage hat dankenswerter Weise Abel Doering auf der Webseite der Pirckheimer Gesellschaft, einen Bericht veröffentlicht. Darin heißt es:

„Umrahmt mit Darbietungen eines kleinen Männerchores würdigte nach einführenden Worten der Leiterin der Bibliothek, Stefanie Reich, Raymund Stolze das Werk der Künstlerin und Schachautorin Elke Rehder, in welchem das Thema Schach schon immer eine zentrale Rolle spielte und gab einen kurzen Überblick über die Editionsgeschichte der Novelle. Von der Künstlerin, die leider nicht anwesend sein konnte, wurde eine Grußbotschaft verlesen.

Anschließend boten Raymund Stolze, Stefanie Reich und Ulrich Voß eine eindrucksvolle szenische Lesung des Textes von Stefan Zweig.“

Die Ausstellung in der Anna-Ditzen-Bibliothek ist an den Öffnungszeiten der Einrichtung bis einschließlich 8. Dezember zu sehen. Also genau einen Tag nach dem in Buenos Aires vor genau 75 Jahren die deutschsprachige Erstausgabe in einer limitierten Auflage von 300 Exemplaren erschienen ist.

Raymund Stolze