Alex Günsberg las beim SC Kreuzberg
Ich muß zugeben, das Lesen ist nicht gerade meine Stärke. Nicht das ich es nicht könnte (in der Schule mußte ich auf Wunsch der Klasse fast immer am Lehrertisch sitzend vorlesen), aber die Zeiten wo ich Stammkunde in Bibliotheken war, ist schon lange vorbei. Die gesamte DDR-SF-Literatur habe damals ich rauf- und runtergelesen. In den Jahrzehnten danach las ich meistens nur noch die Tageszeitung von vorn bis hinten – und IT-Fachbücher. Lesen bildet, wie ich bald feststellte. Inzwischen habe ich mich aber mehr auf’s Schreiben konzentriert – keine Bücher, nur Berichte für Schachwebseiten.
Von Alex Günsberg hatte ich bis Anfang November 2016 noch nie etwas gehört, was nicht verwundert, halte ich mich doch von erfundenen Geschichten in Büchern fern. Autoren von Fachbüchern z.B. für CSS, HTML, PHP und Contao sind mir geläufiger. Und dann geriet ich in diese Lesung in Altenburg, wo ich auch noch am selben Tisch mit dem Autor saß und mich mit seiner russischen Frau unterhielt.
Ein gutes halbes Jahr später gab es nun ein Wiedersehen mit dem in Italien geborenen und in Wien lebenden Günsberg. Er war zum ersten Mal in seinem Leben in Berlin. Eine große Überwindung für einen Juden, dessen Familie während der Herrschaft des Nationalsozialismus verfolgt wurde. Auf Einladung von Manfred Glienke und Brigitte Große-Honebrink, die Günsberg schon länger als ich kannten, nahm er die Reise ins Ungewisse auf, die einstige Hauptstadt des Bösen.
“Ich habe mich immer geweigert nach Berlin zu fahren – und ich muß sagen ich hatte Unrecht. Topographie des Schreckens, Jüdisches Museum, Holocaust-Gedenkmal – und das in Berlin. Das hat mich wirklich sehr beeindruckt. Man spürt das Bestreben, die Vergangenheit aufzuarbeiten und nicht nur zu vergessen. Anders als in Wien, wo ich herkomme, wo das Vergessen hauptsächlich der Fall ist. Ich bin sehr froh das ich hier in Berlin bin und bei Ihnen im Schachclub lesen darf.” beeindruckte Alex Günsberg die etwas mehr als ein Dutzend Zuhörer, bevor er fünf Geschichten aus seinen mitgebrachten Büchern vorlas.
Unter den Zuhörern saß mit Frau Dr. Best auch die Leiterin des Verlages, bei dem Günsberg seine Werke vermarkten läßt.
Nach der Lesung signierte Günsberg seine Werke für die kaufinteressierten Schachfreunde, schenkte danach der SCK-Vorsitzenden noch einige Exemplare und verabschiedete sich.
Für das geplante Blitzschachturnier blieben immerhin noch neun Spieler da. Gegen 23.15 Uhr stand der Sieger fest. Am Ende blieb die Hackordnung gewahrt und der mit 6 aus 6 gestartete Berichterstatter wurde noch auf Platz vier verwiesen. Die ersten Drei durften sich ein Günsberg-Buch aussuchen. Manfred Glienke sah meine traurigen Augen und schenkte mir sein Exemplar (okay, er hatte schon alle …).
Frank Hoppe