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Trauerfeier für Günter Ahlberg

Liebe Schachfreunde!

Am 22. Dezember um 12 Uhr fand auf dem Auferstehungsfriedhof in Weißensee die Trauerfeier für Günter Ahlberg statt. Es ist der gleiche Friedhof, auf dem Reinhard Bandlow und ich schon vor rund 20 Jahren den verdienstvollen Schachfreund Günter Schöneberg zur letzten Ruhe geleitet hatten. Vor der Trauerhalle hatten sich etwa 40 Gäste versammelt, darunter
auch ein Dutzend Berliner Schachfreunde. Ebenso auch der Seniorenreferent des Berliner Schachverbandes, Werner Wiesner und mein früherer langjähriger Schatzmeister Manfred Pohl – heute Mitglied der SG Weißensee.

Günter war nie Mitglied einer Kirche und wurde doch auf Wunsch seiner beiden Söhne Matthias und Mario von einem katholischen Pfarrer auf seinen letzten Weg verabschiedet. Beide Söhne sind Christen und auch starke Schachspieler geworden und belegen die Bretter 1 und 2 bei der SG Weißensee.

Günter wurde 1947 mit 18 Jahren Groß-Berliner Jugendmeister und gewann sowohl 1994 als auch 1995 die Berliner Senioren-Einzelmeisterschaften. Gleich bei der Einführung der ELO-Zahlen im Jahre 1993 überschritt Günter die magische Zahl 2000 und gab diese bis zu seinem Tode nicht mehr ab.Im Jahre 1992 remisierte er in Bad Wörishofen bei der Senioren-Weltmeisterschaft mit IGM Jefim Geller, der sich bei diesem Turnier dann dennoch den Weltmeistertitel holte.

In der 3. BMM-Runde am vorletzten Sonntag empfing unsere 1. Mannschaft die 1. Mannschaft der SGW. Schon nach kurzer Spieldauer konnte Günter nicht weiterspielen, sondern mußte – von beiden Söhnen begleitet – schnellstens in eine Klinik gebracht werden. Doch nach zwei Tagen Bewußtlosigkeit verstarb er dort am 13.12.2016 im Alter von 87 Jahren. Alle drei Ahlberg-Partien waren mit Zustimmung unserer 1. Mannschaft remis gegeben worden. Ein Pochen auf den kampflosen Gewinn unsererseits wäre ausgesprochen makaber und aus meiner Sicht eine moralische Katastrophe gewesen. Deshalb kamen auch der Vorsitzende und der Spielleiter auf dem Friedhof zu mir und bedankten sich aufrichtig für diese faire Geste unserer Mannschaft.

Das erinnerte mich an einen ähnlichen Vorfall vor etwa zehn Jahren. Wir waren zu Gast bei Eintracht in der Eisenacher Straße (nahe den Marzahner “Gärten der Welt”). Während des BMM-Kampfes fiel der (allerdings schon herzkranke) 50-jährige Rolf Schuster von seinem Stuhl und blieb tot auf dem Fußboden liegen. Wir alle verließen den Spielraum und warteten, bis Polizei und Notarzt mit ihrer Arbeit fertig waren. Auch damals endeten die meisten Partien diplomatisch mit einem Remis.

Nachdem der Sarg in das Erdreich gesenkt worden war, kam auch Matthias zu mir und dankte mir für das Remis an seinem Spitzenbrett. Ich erfuhr auch noch, daß Günters Ehefrau schon vor 36 Jahren (also 1980) verstorben war und Günter nun an die gleiche Stelle gebettet worden war.

In den letzten fünf Partien seines Lebens (BMM und FAL) hatte Günter schon wieder vier Punkte eingefahren (320). Darunter eben auch die remis vereinbarte Partie zwischen unserem Matthias Bandlow und ihm. Ich selbst hatte vor Jahren nur zweimal gegen ihn spielen können und verlor beide Male.

Am 21.11.2016 traf ich ihn und Matthias zufällig bei einer Veranstaltung mit MP Annegret Kramp-Karrenbauer. Ich setzte mich gern neben ihn und wir plauderten bis zum Vortragsbeginn über… Schach.

Genau das wird nun niemals wieder möglich sein!

Ulrich Fitzke
SV Bau-Union

Der Text war an die Mitglieder der SG Lichtenberg gerichtet, wurde aber von Uli nachträglich auch für den BSV freigegeben. Sachliche Fehler die sich eingeschlichen haben (Elo-Zahlen wurden 1971 und nicht 1993 eingeführt), verzeihen wir dem Autor gern!

Schöne und besinnliche Weihnachtsfeiertage wünscht
Frank Hoppe