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Normunds Miezis gewinnt das 13. Schnellturnier der Schachfreunde

93 Teilnehmer fanden dieses Jahr den Weg ins Rathaus Schöneberg, womit wir leider weder das Minimalziel von 110 Teilnehmern erreichen, noch den Teilnehmerrekord aus dem Vorjahr brechen konnten. Woran lag’s? Am Wetter sicher nicht, gab es doch zwischendurch durchaus wolkenbruchartige Szenarien zu bestaunen. Am relativ späten Termin? An der Norddeutschen Blitzmeisterschaft (hat eigentlich jemand eine Idee, wo man deren Ergebnisse findet?) oder sonstigen Konkurrenzveranstaltungen? Hat das Essen das letzte Mal nicht geschmeckt? Oder sind die Schachfreunde zu unbeliebt geworden? Oder ist es ein allgemeines Symptom des Rückgangs des hauptstädtischen Schachlebens? Für Hinweise und Rückmeldungen sind wir jederzeit dankbar.

Nach der Eröffnung durch Turnierleiter Bernhard Riess und Lars Thiede (kann man auf unserem brandneuen YouTube-Kanal in einer verwackelten Aufnahme nachverfolgen) ging es dann los. Durchaus nicht unsouverän gewann dann Normunds Miezis ohne Niederlage mit 8/9 (7 Siege, 2 Remisen) die diesjährige Ausgabe des Schnellturniers. Herzlichen Glückwunsch! Nur in den letzten beiden Runden gab er gegen seine Teamkameraden Rainer Polzin und Lars Thiede jeweils einen halben Punkt ab. Ob das eine letzte Reverenz an seinen langjährigen Club war? Normunds wird die Schachfreunde in der kommenden Saison aufgrund von Umstrukturierungen in der 1. Mannschaft leider verlassen und ist damit wieder offen für andere Herausforderungen in der deutschen Schachlandschaft. Vielen Dank für die bisher geleisteten Dienste und wer weiß, vielleicht gibt es ja mal ein Comeback?! Aber Geschenke verteilte er nicht, die Remisen waren ausgekämpft.

Auf seinem Weg zum Titel besiegte er auch zwei andere Mannschaftskameraden, nämlich Dirk Poldauf, der schließlich Sechster wurde, und Martin Krämer, dem er seine einzige Niederlage zufügte und mit dem er sich ein hartes Duell um den Turniersieg lieferte. Martin war auch an dem Aufreger des Turniers beteiligt, nämlich der Schlussrundenpartie gegen Dirk Paulsen. Bei einem Sieg gegen Dirk wäre Martin mit Normunds punktgleich gewesen, aber meiner Berechnung nach doch knapp nach Buchholz geschlagen gewesen. Jedenfalls überspielte Martin Dirk, gewann erst einen Bauern und dann noch einen, ohne dass Dirk Kompensation gehabt hätte. Zudem hatte Martin noch die bessere Zeit, und wer wie ich gesehen hat, wie er gegen Krasnici mit bestenfalls ausgeglichener Stellung, dafür aber 18 Sekunden gegen 1:21 Minuten seinen Gegner über die Zeit hob (das Video dazu) (Video offline), war sich eines Sieges von Martin hier ziemlich sicher. Aber ob es die Nervosität, wie Dirk mutmaßt, oder sonst irgendeine Ursache war, jedenfalls entstand ein ziemliches Gezocke, bei dem es nur noch darum ging, wer zuerst die Zeit überschritt. Dabei reklamierte Dirk schließlich einen unmöglichen Zug und hielt korrekterweise die Uhr an, was von Martin mit Zurückdrücken der Uhr beantwortet wurde. Ich erspare mir hier zu viele Details, der Interessierte sei auf das Video verwiesen (der Vorfall ist etwa bei 8:30):

Beide Seiten haben sich hier nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert: man sollte seine Figuren wenigstens noch halbwegs sauber ziehen und man sollte aber auch eine Reklamation seines Gegners nicht einfach durch Weiterspielen und Drücken der Uhr beantworten. Jedenfalls entspann sich eine längere Diskussion, die aber vom Schiedsrichter Bernhard Riess schließlich mit einer Remiswertung der Partie beendet wurde. Angesichts nicht mehr vorhandener Stellung und Zeit die einzige Entscheidung. Bei der Siegerehrung war dann zwischen den Beiden wieder alles in Ordnung. Dirk hat wieder einen Bericht geschrieben, der sich allerdings hauptsächlich auf diesen Vorfall beschränkt.

Er wurde schließlich Dritter, womit er angesichts der Konkurrenz sicher nicht unzufrieden sein wird. Nur gegen Miezis verlor er. Überhaupt hat er in der letzten Zeit ziemlich viele Schnellturniere gewonnen und scheint in bestechender Form zu sein.

Lars Thiede musste in der letzten Runde noch seine erste Niederlage gegen Sebastian Schmidt-Schäffer hinnehmen, ansonsten wäre er mit der besten Buchholz aller Teilnehmer Dritter geworden. Schmidt-Schäffer wurde mit einer starken Vorstellung Vierter. Dahinter folgte dann schon Rainer Polzin, der sein erklärtes Ziel der Titelverteidigung nicht geschafft hat. Meiner Meinung nach arbeitet der Mann einfach zu viel. Aber schnell ist er immer noch:

Eine längere technische Verzögerung gab es zwischendurch, in der sich die verwendeten Silver-Uhren als erstaunlich resistent gegen Benutzereingaben erwiesen. Turnierleiter Bernhard Riess lernte aber daraus und konnte in den anderen Fällen, in denen Zeitstrafen/-gutschriften verhängt werden mussten, dies problemlos managen. Auch sonst wurde er als Turnierleiter durchaus geprüft, etwa mit Leuten, die gegen den falschen Gegner spielen, was aber natürlich erst nach Partieende auffällt, den erwähnten Tumult um Paulsen-Krämer und so weiter. Umso mehr ein ganz herzliches Dankeschön an ihn, der in seiner sympathischen Art stets ruhig und besonnen blieb.

Dank auch an den Caterer und den Berliner Schachverband, der das Material stellte und aufbaute. Kommenden Sonntag gibt es übrigens in unserem Spiellokal in der Bülowstr. das diesjährige Grand-Prix-Finale des Berliner Schachverbandes.

Die Siegerehrung kann man hier nachsehen:

Dort wurden dann auch die Kategorienpreise vergeben: in der DWZ-Kategorie Thorsten Groß (6/9) und Olaf Müller (6/9), in der Kategorie Volker Schmalzried (5,5/9) und Frank Möller (5,5/9) und in der Kategorie Anh-Tu Nguyen (4,5/9) und Sebastian Lawrenz (4/9). Herzlichen Glückwunsch und hoffentlich auf ein Neues im nächsten Jahr. Vorher gibt es allerdings noch unseren Grand-Prix, dessen nächste Runde am 17.8 ist: Schnellturnier Grand Prix 2011