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Schach im Rathaus 2011

Am Sonntag, dem 22. Mai 2011 führte der Schachklub Tempelhof im Rathaus Schöneberg seine traditionelle alle zwei Jahre stattfindende und gut besuchte Schachwerbeveranstaltung “Schach im Rathaus” unter der Schirmherrschaft des Bezirksverordnetenvorstehers von Tempelhof-Schöneberg Rainer Kotecki durch. ?

Sie wurde bereits 1974 vom damaligen Vorsitzenden Siegfried Dreusicke zusammen mit Alfons Henske, dem Geschäftsstellenleiter, späterem Vorsitzenden und schließlich Ehrenvorsitzenden des Schachklubs Tempelhof, aus der Taufe gehoben, bis 1990 regelmäßig im Zweijahresrhythmus durchgeführt und nach längerer Pause 2001 wieder aufgenommen. Sie soll allen Berlinern, besonders aber den Bürgern des Bezirks Tempelhof-Schöneberg Schach als Unterhaltung und Wettkampfsport näher bringen, insbesondere denjenigen, die mit Schach als Sport bisher noch keine Berührung hatten. Deshalb wird nicht nur ein startgeldfreies Schnellturnier angeboten, sondern auch eine Simultanvorstellung und Blitzturniere nach Bedarf. Außerdem kann man beim Gartenschach zeigen, dass man die Übersicht behält oder sich mit einem Schachcomputer messen.

Der Vorsitzende des Schachklubs Tempelhof Hans-Peter Ketterling begrüßte zu Beginn der Veranstaltung die Teilnehmer, den Schirmherrn und die Ehrengäste, den Ehrenpräsidenten Alfred Seppelt und den Vizepräsidenten Martin Sebastian des Berliner Schachverbandes, der verhinderte Bezirksbürgermeister Ekkehard Band und der ebenfalls unabkömmliche Präsident des BSV ließen ihre besten Wünsche für das Gelingen der Veranstaltung ausrichten, letzterer fand dann später doch noch die Zeit, wenigstens kurz hereinzuschauen. Ganz besonders herzlich begrüßte der Vorsitzende des Schachklubs Tempelhof die ebenfalls als Ehrengast erschienene Astrid Henske, deren Verständnis für die selbst auferlegten ehrenamtlichen Verpflichtungen ihres Gatten dessen Wirken erst voll zur Entfaltung kommen ließ. Nach der Würdigung der Person und des Wirkens von Alfons Henske wurde dem Schirmherrn herzlich dafür gedankt, dass er durch seine Unterstützung diese Veranstaltung in den Räumen des Rathauses Schöneberg ermöglichte.

Alfons Henske hat uns nach langen Jahren der Mitgliedschaft und aufopferungsvollem Einsatz für den Schachklub Tempelhof und den Berliner Schachverband am 25. Oktober 2009 im einundachtzigsten Lebensjahr und wenige Monate vor Vollendung seiner sechzigjährigen Mitgliedschaft in unserem Klub für immer verlassen müssen und eine Lücke hinterlassen, die noch lange spürbar sein wird. Der Schachklub Tempelhof möchte die Erinnerung an eine seiner bedeutendsten Persönlichkeiten wach halten und nennt das neunrundige mit fünfzehn Minuten Bedenkzeit gespielte Schnellturnier dieser Veranstaltung deshalb künftig Alfons-Henske-Gedenkturnier.

Schachveranstaltungen wie diese laufen gewöhnlich etwas anders ab, als der Veranstalter sich das vorgestellt hat, so auch diesmal. Das begann damit, dass sich praktisch alle Spieler in das Schnellturnier stürzten, bei dem außer dem vom Bezirksverordnetenvorsteher gestifteten Wanderpokal viele vom Schirmherrn, dem Schachklub Tempelhof und dessen Vorsitzendem sowie dem Sponsor Elektroschach gestiftete Sachpreise zu gewinnen waren.

Philippe Vu, der das Schnellturnier vor zwei Jahren zum dritten Mal in Folge gewonnen und den Wanderpokal endgültig errungen hatte, erschien diesmal leider zu spät und begnügte sich mit einigen Blitzpartien und maß sich mit dem von Heide Ketterling bedienten Schachcomputer Citrine, der im Gegensatz zu allen anderen Brettcomputern noch im Handel ist. Die geplanten Blitzturniere kamen nicht zustande, und auch der Simultanspieler Dr. Martin Schmidbauer, der mehrfache Klub-, Pokal-und Blitzschachmeister unseres Klubs und starker Zweitbundesligaspieler, wartete leider vergebens auf Simultangegner, spielte dann aber doch noch vier Partien gegen zwei chancenlose Gegner. Das Gartenschach war zeitweilig verwaist, zum Schluss kam es aber zu einer denkwürdigen Begegnung unseres 72jährigen Seniors Joachim Traeger mit einem fünfjährigen Jungen. Ob die Schachfaszination des Kleinen wohl anhält?

Das Schnellturnier lief nicht nur unter neuem Namen, sondern Rainer Kotecki war so freundlich als Ersatz für den inzwischen vergebenen Wanderpokal einen sehr repräsentativen neuen Pokal zu stiften, um den ein harter Kampf entbrannte, den schließlich der einzige Titelträger FM Dirk Paulsen mit acht Punkten aus neun Partien für sich entscheiden konnte. Den Pokal bekommt er allerdings erst dann endgültig, wenn er ihn dreimal in Folge oder viermal außer der Reihe gewinnen konnte.

Den zweiten Platz belegte der Rostocker Willi Skibbe mit sieben Punkten und brettpunktgleich mit dem besten Senior Eberhard Herrmann, der jedoch aufgrund schlechterer Buchholzwertung mit dem dritten Platz vorlieb nehmen musste. Klaus Tschauner erreichte mit sechseinhalb Punkten als zweiter Senior den siebenten Platz. Mit sechs Punkten wurde Marko Perestjuk bester Jugendlicher und kam auf den neunten Rang. Der brettpunktgleiche zweite Jugendliche Viktor Pererva, ebefalls aus Rostock, kam durch die schwächere Wertung nur auf den zwölften Platz. Da nur zwei jugendliche Damen mitspielten, die beide von den männlichen Jugendlichen deutlich überflügelt wurden, wurde nur ein Damenpreis vergeben, der an Sabina Klinge und damit ebenfalls nach Rostock ging. Von den einundsechzig Teilnehmern kamen sechs von außerhalb, davon allein vier aus Rostock, die drei Preise abräumten. Das ist ein beneidenswerter Wirkungsgrad der Rostocker. Bei der Siegerehrung wurden zahlreiche Sachpreise an alle diejenigen verlost, die beim Turnier leer ausgegangen waren aber bis zum Schluss durchgehalten hatten, wobei Sabina Klinge als Glücksfee fungierte.

Schachspieler sind sehr erfindungsreich, insbesondere was den Umgang mit den Schachregeln betrifft. Um etwaige Streitfälle sachlich und schnell vom Tisch zu bekommen, war vor Turnierbeginn ein aus dem Kreis der Turnierteilnehmer bestimmtes und den Schachfreunden Müller, Skibbe und Paulsen bestehendes Schiedsgericht gebildet worden. Dessen Existenz wirkte so wie der Schirm gegen den Regen, hat man ihn dabei, so braucht man ihn meistens nicht.

Das Turnier lief harmonisch und so reibungslos ab, dass die durch den unerwarteten Teilnehmerandrang eineingetretene Starverzögerung bald wieder aufgeholt wurde. Daran hatte die aus dem stellvertretenden Klubvorsitzenden Carsten Staats und dem stellvertretenden Spielleiter Tim Teske bestehende routinierte Turnierleitung, die zeitweilig durch den Leiter unserer ersten Mannschaft André Buttkus verstärkt wurde, einen nicht unerheblichen Anteil.

Erneut versorgten Edda Bicknase, die Schatzmeisterin des Klubs, Gisela Püschel und die Sponsorin Heide Ketterling, die außer dem Schachcomputer auch noch den Tisch mit dem Informationsmaterial betreute, Teilnehmer und Besucher mit preiswerten Speisen und Getränken, wobei Kuchen, Kartoffelsalat und Bouletten von Edda und Heide zubereitet und gestiftet worden waren. Am Ende konnte wieder auf eine gelungene Veranstaltung zurückgeblickt werden, das brachte Erhard Müller im Namen aller Teilnehmer sehr deutlich zum Ausdruck. Eine weitere Bestätigung waren für den Veranstalter auch die vielen “Wiederholungstäter”, denn sie kommen offensichtlich nicht ohne Grund immer wieder gern zu den Turnieren des Schachklubs Tempelhof, die sich inzwischen zu einem festen Bestandteil des Berliner Schachlebens entwickelt haben.

Zum Abschluss bedankte sich der Vorsitzende des Schachklubs Tempelhof beim Schirmherrn für dessen Unterstützung, bei den Spielern für ihre Disziplin und bei allen Helfern ganz herzlich für die gewährte Unterstützung, ohne die eine solche Veranstaltung nicht durchführbar ist, und er lud alle Anwesenden zu einem weiteren Schnellturnier, dem 11. Gulweida-Warneyer-Gedenkturnier, am 1. und 2. Oktober wieder unter der Schirmherrschaft von Rainer Kotecki ins Rathaus Schöneberg ein. Schach im Rathaus wird dagegen turnusgemäß erst wieder in zwei Jahren auf dem Programm stehen. ?